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Begeht Frankreich Selbstmord?

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Im Oktober letzten Jahres veröffentlichte der französische Journalist Éric Zemmour ein Buch, das als französisches Gegenstück zu Thilo Sarrazins Buch “Deutschland schafft sich ab” gelten kann. Der provokante Titel dieses Buches: „Le suicide français“ [„Der französische Selbstmord“]. Zemmour argumentiert darin, dass die Politik der politischen Eliten Frankreichs darauf ausgerichtet sei, das Land zu zerstören. Seine Argumente sind ganz ähnlich denen, die Sarrazin vorbringt, und sein Buch hat auch die gleiche Wirkung wie Sarrazins Bestseller, denn die Umsätze brechen alle Rekorde. Bisher wurden in weniger als zwei Monaten über eine halbe Million Exemplare verkauft, und das ungeachtet der Tatsache, dass der sozialistische französische Premierminister Manuel Valls erklärt hatte, dass es das Buch „nicht verdiene, gelesen zu werden.“ [1]

Éric Zemmour schreibt für die konservative französische Tageszeitung Le Figaro. Er wurde als Sohn jüdischer Eltern, die während des algerischen Unabhängigkeitskrieges in den 1950er Jahren aus ihrer Heimat fliehen mussten, in Frankreich geboren. Zemmours Grundthese ist die, dass Frankreich von Zuwanderern von innen heraus zerstört wird, da diese sich weigern, sich an die französische Mehrheitsgesellschaft anzupassen; zudem würde die auch in Frankreich herrschende und mit Strafsanktionen bewehrte „Political Correctness“ die Redefreiheit ersticken und supranationale Organisationen wie die EU die französische Nationalstaatlichkeit und die französische Wirtschaft unterminieren.

Trotz seines Publikumserfolges hat Zemmours Buch bisher kaum zu einer ernsthaften intellektuellen Debatte in Frankreich geführt. Seine Kritiker haben den Begriff „Zemmourisierung des Geistes“ geprägt, womit sie die von ihm vorgebrachten Ideen als so absurd brandmarken wollen, dass sie es nicht einmal verdienen, diskutiert zu werden. [2] Andere verspotten seine Ideen, indem Sie sein Buch als „Selbstmord der Schlümpfe“ und den Autor selber als „Gargazemmour“ verspotten – letzteres eine Anspielung auf Gargamel, den bösen Zauberer in der fiktiven Welt der Schlümpfe. [3] Oder Sie greifen ihn einfach als Rassisten an: laut Senatorin Esther Benbassa, einer jüdischen Grün-Politikerin, ist Zemmour ein antisemitischer „Frankenstein mit sinistren Absichten.“ [4]

Zemmour hat es seinen Kritikern insofern leicht gemacht, als er ganze sieben Seiten seines insgesamt 540 Seiten starken Buches dem Regime Philippe Pétains widmet, der nach der Besetzung Frankreichs während des Zweiten Weltkriegs mit dem nationalsozialistischen Deutschland kollaborierte. Zemmour geht dabei so weit zu behaupten, dass es die Politik des Pétain-Regimes gewesen wäre, ausländische Juden zu opfern, um französische Juden zu retten („sacrifier les Juifs étrangers pour sauver les Juifs français“), wobei er sich – und das wird von seinen Kritikern durch die Bank unterschlagen – explizit auf Raul Hilberg, („le grand spécialiste mondial de l’extermination des Juifs“) beruft. Auch wenn Zemmours Betrachtungen zu Pétain nicht wirklich zu den wesentlichen Inhalten seines Buches zählen, waren es eben diese paar Seiten, welche die meiste Aufmerksamkeit von Kritikern und Rezensionen auf sich gezogen haben.

Das Buch wirft – und auch hierin ist es typisch französisch – den Vereinigten Staaten vor, das “politisch korrekte” Denken und den Liberalismus der freien Märkte nach Frankreich importiert zu haben. Eines der Argumente Zemmours gegen die EU ist es, dass diese Frankreich „deutsches Wirtschaftsdenken“ aufgezwungen habe. Aus seinem Buch klingt aber auch eine Sehnsucht nach den Tagen französischer imperialer Größe, vor allem während der napoleonischen Ära. Napoleon Bonaparte ist unverkennbar einer der Nationalhelden Zemmours.

Eine der wenigen französischen Journalisten, die Zemmour offen verteidigen, ist Élisabeth Lévy, die ebenso wie Zemmour jüdisch-algerischer Abstammung ist. Sie kritisiert zwar Zemmours „Bonapartismus“, bezeichnete jedoch Premierminister Valls und andere, die das Buch attackieren, ohne es zuvor gelesen zu haben, als „Stalinisten und Orwellianer”. Élisabeth Lévy anerkennt dabei durchaus, das die normalen französischen Bürger ein Faible für die Vergangenheit haben, und zwar nicht unbedingt für die napoleonische Herrschaft, aber sicherlich für jene Tage, als die französischen Vorstädte noch nicht Hochburgen des radikalen Islam waren, die französische Gesellschaft noch auf französischen Werten beruhte und Menschen, die sich verunsichert fühlten, von der Politik noch ernst genommen wurden. [5]

Der enorme kommerzielle Erfolg von Éric Zemmours Buch belegt die tiefe Unzufriedenheit vieler französischer Durchschnittsbürger mit ihrer politischen und kulturellen Elite, ebenso wie es vor vier Jahren Thilo Sarrazins Buch war, das aufzeigte, dass es den Durchschnittsdeutschen nicht einerlei ist, wenn die deutsche politische Elite sich anschickt, Deutschland abzuschaffen. Ob Zemmours Buch allerdings den nationalen Selbstmord Frankreichs verhindern oder auch nur aufhalten kann, wird die Zukunft erweisen…

Éric Zemmours Buch ist erhältlich bei Amazon: www.amazon.fr/Suicide-fran%C3%A7ais-Eric-Zemmour/dp/2226254757/

Es gibt auch eine kostenlose elektronische Version: judeologie.files.wordpress.com/2014/10/le-suicide-franc3a7ais-eric-zemmour.pdf

__________
[1] www.leparisien.fr/politique/pour-manuel-valls-eric-zemmour-ne-merite-pas-d-etre-lu-27-10-2014-4245631.php
[2] www.lemonde.fr/politique/article/2014/10/15/jean-christophe-cambadelis-s-inquiete-de-la-zemmourisation-du-debat-francais_4506855_823448.html
[3] www.leparisien.fr/livres/ericmocked
[4] www.huffingtonpost.fr/esther-benbassa/zemmour-le-bouffon-du-populisme-roi_b_6015500.html
[5] www.lefigaro.fr/vox/politique/2014/11/14/31001-20141114ARTFIG00325-elisabeth-levy-eric-zemmour-mai-68-et-moi.php


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